Wer ist mit im Bett?

Bettina und Alfred R. Austermann, Artikel 2022 in der KGS erschienen

Als Paar immer wieder glücklich sein

So viele Menschen sind zunächst mit ihrem Liebsten oder ihrer Liebsten glücklich. Es hat so viel versprechend angefangen. Wie geschaffen füreinander. Dann wird es schwierig. Es gibt Streit und Risse in der Beziehung. Beide versuchen Gründe zu finden – Woran liegt es? Oft glaubt man die Schuld beim anderen zu finden. Wie schade. Was ist da los? Es war doch so gut am Anfang.

Die erfahrenen Therapeuten und lange Jahre als Paar glücklich lebenden Familienaufsteller Bettina und Alfred Ramoda Austermann möchten Lösungen zeigen, um die Liebe zu erhalten und immer wieder zu erneuern. Sie haben darüber das Buch geschrieben: „Wer ist mit im Bett – Wege zum Glück für Paare und Noch-Singles“ Nicht nur Erlebnisse im Mutterleib, Kindheitserlebnisse und frühere Partnerschaften haben Einfluss auf das Liebesglück, sondern auch Lasten und Konflikte der Eltern und der Ahnen.

Weil es so wenig bekannt und gewusst ist, wie gewaltig die unerlösten Konflikte der Ahnen – die man unbewusst trägt und auslebt – das Liebesglück zerschlagen können, wenden wir uns hier diesem Thema zu.

Wenn du mit deiner Liebsten oder deinem Liebsten im stillen Kämmerlein bist, glaubt ihr euch allein. Seid ihr das wirklich? Vielleicht ist es in den ersten Wochen und Monaten noch so. Die große Verliebtheit überdeckt vorübergehend die Schatten. Doch unweigerlich wird mit der Zeit deutlich, dass da noch mehr Menschen, Seelen und Ereignisse mit im Bett sind, egal ob du das willst oder nicht.

Wie – ich bin doch ich?

Wenn das so einfach wäre, gäbe es nicht so viele unglückliche Trennungen und Kinder, die nicht bei beiden Eltern aufwachsen dürfen.

Beispiel: Ein Paar ist im Streit.

Die Gesichter der Liebenden verändern sich, ein jeweils anderes Gesicht scheint bei beiden hindurch. Da verheddern sich zwei in Anspannung und Kampf, der aus einer anderen Quelle gespeist wird. Dieser hat wenig mit den Liebenden zu tun, die sie eigentlich sind. Was ist denn die Quelle, die diesen Konflikt speisen könnte? Wenn man die Gesichter der Streitenden anschaut, kann man manchmal beobachten, wie stark andere Persönlichkeiten sichtbar werden. Wer sind diese Gesichter, die sich da zeigen? Sie sind sicher nicht das liebende Paar von heute. Sind es Gesichter aus der Kindheit? Wohl nicht, die sehen anders aus. Sind es Gesichter aus früheren Leben, oder aber Gesichter von Ahnen, die Schlimmes erlebt haben und bis heute nicht in Frieden sind? Wir müssen nicht ganz genau wissen, um was es sich handelt. Aber in genau diesen Beobachtungen und Fragen liegt für viele Paare ein wichtiger Schlüssel zum anhaltenden Liebesglück.

Rolf und Britta sind seit 3 Jahren zusammen. Beide waren so verliebt, dass Freunde schon oft nach dem Hochzeitstermin gefragt haben. Seit einem Jahr kriselt es. Immer häufiger entstehen Situationen, in denen sowohl Britta als auch Rolf einander böse sind und sich vom anderen nicht geachtet oder übersehen und verraten fühlen. Aus Wut, Enttäuschung und Verletzung entstehen tagelange Kontaktabbrüche. Trennung steht im Raum. Die Heftigkeit der Streits passt nicht zum Anlass. Es sind immer wieder Kleinigkeiten, die große Dimensionen annehmen und sich existenziell anfühlen. Irgendwann verziehen sich die dunklen Wolken wieder und es geht für eine Weile wieder gut weiter, bis zum nächsten Streit.

Die Wut, der Schmerz, die Enttäuschung sind real und existenziell.

Diese werden mit jeder Zelle des Körpers gefühlt, das Verhalten des anderen hat dies ausgelöst. Es scheint unlösbar. Ist es das wirklich? Es tut gut, hier einen Schritt aus der Situation rauszutreten, egal wie böse du deinem Partner gerade bist. Stelle dir die Frage: Sind das alles meine eigenen Gefühle? Hat das alles mit meinem Leben heute zu tun? Hat das alles wirklich mit meinem Partner, meiner Partnerin zu tun? Du brauchst die Antwort noch nicht zu kennen. Allein die Fragen lassen dich aus dem Teufelskreislauf raustreten.

Wenn wir auf die Geschichte in Europa schauen, sehen wir, wie viel Unglück gerade auf dem Liebesleben lastete. Unehelich schwanger gewordene Mädchen wurden aus der Familie ausgeschlossen und erlitten oft noch Schlimmeres. Nur wer auch Eigentum hatte, durfte heiraten. Was ist mit dem Bruder der leer ausging? Es gab verbotene Lieben und arrangierte unglückliche Ehen, die nicht getrennt werden durften. Wie viel Lüge, Verrat und neues Unglück ist hieraus entstanden?

So manches Unglück wirkt über Generationen weiter bis zu uns.

Gehen wir wieder zurück zu Rolf und Britta. Rolf weiß nicht viel über seine Familiengeschichte. Es gab über mehrere Generationen auffallend oft schwere Erbstreitigkeiten. Mehr ist nicht bekannt. Vielleicht ist bei Rolf in einer früheren Generation jemand betrogen und verraten worden und hat alles verloren, auch sein Gesicht und seine Würde. Er ist im großen Unfrieden gestorben.

Dieser Unfriede zeigt sich auch in den Erbstreitigkeiten.

So etwas könnte zum Beispiel Rolf reiten, wenn er im Streit so sehr auf sein Recht pocht. In der Familie von Britta gibt es viele Geheimnisse und es wird vermutet, dass der Großvater nicht der echte ist, sondern die Oma den Großvater geheiratet hat, um kein „illegitimes“ Kind zu bekommen.

Die Ehe war sehr unglücklich. Für eine gute Lösung muss man darüber, aber erst einmal gar nichts wissen.

Wir möchten ein einfaches aber tiefgreifendes Ritual zeigen, …

… welches Antworten gibt und etwas in Frieden bringen kann, sodass die Liebe wieder sein darf: Britta legt ein Kissen auf den Boden. Das Kissen repräsentiert Ahnen, die noch nicht in Frieden sind und deren Schicksal mit dem schlimmen Streit mit Rolf verbunden ist. Sie schaut auf diese Kissen. Es ist nicht nötig, zu wissen, um was es geht.

Mit Achtung und Respekt vor diesen vermutlich sehr schweren Schicksalen legt sie Blumen dazu und zündet für diese Ahnen Kerzen an. Sie verneigt sich vor deren Schicksal, mit dem sie verbunden ist. Rolf tut das Gleiche für seine Ahnen, die nicht in Frieden sind. Dann nehmen beide sich an die Hand. Rolf zeigt Britta seine Ahnen und spricht zu ihnen (zu dem Kissen): „Auch wenn ich eure Geschichte nicht kenne, ihr seid meine Ahnen und ihr habt sehr gelitten. Ihr seid bis heute nicht in Frieden. Manchmal tobe ich noch immer eure Wut und euren Unfrieden aus. Ihr seid schon lange gestorben. Möget ihr jetzt euren Frieden finden. Mögen helfende Kräfte euch begleiten.“ Rolf und Britta verneigen sich tief vor dem Kissen, das für die unbefriedeten Ahnen von Rolf liegt. Dann wechseln Rolf und Britta die Seiten und beide machen dieses Ritual zu Brittas unbefriedeten Ahnen.

Nach diesem Ritual wenden sich Rolf und Britta einander zu und schauen sich in die Augen. Beide sehen jetzt wieder den liebenden Mann und die liebende Frau, die sie eigentlich sind. Auf diese Weise können die Konflikte entschärft werden, das Paar kann zusammenbleiben und die Liebe wieder fühlen. Wenn sie wieder „heimgesucht“ werden, können beide innerlich wieder einen Schritt zur Seite treten und dieses Ritual wiederholen.

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